pakistan (24.10.09 - 15.11.09)

ungefährer streckenverlauf (vergrössern durch klick auf das bild)
ungefährer streckenverlauf (vergrössern durch klick auf das bild)

berichte von unten nach oben lesen, siehe datum.

 

 

wagha border, 14.11 - 15.11.09

 

ganz knapp vor beginn der schliesszeremonie vom grenzübergang nach indien erreichen wir die grenze. die vorfreude auf dieses ritual ist gross und wir sind froh doch noch rechzeitig eingetroffen zu sein.

auf beiden seiten der grenze haben sich bereits menschenmassen auf den tribünen versammelt und werden von einheizern in stimmung gebracht. wir erhalten mal wieder einen sonderstatus und dürfen uns auf die ehrentribüne setzen. als die soldaten in ihren schmucken uniformen die arena betreten tobt das volk auf beiden seiten. das ganze gleicht einem gockelkampf, jeder der soldaten versucht noch grimmiger und stärker rein zu blicken wie sein indischer gegenüber. die mit metallplatten beschlagenen schuhe der soldaten verursachen einen heiden lärm und zusammen mit dem geschrei des volkes herrscht gänsehautstimmung. 

 

für uns war es ein vergnügtes spektakel, doch für die pakistanis war es mehr eine patriotische ehre daran teilnehme zu können. beim verlassen werde ich gefragt: „hast du gesehen wie wir es den indern gezeigt haben?“ oder „wir waren bestimmt lauter als die inder?“

 

das ganze dient einerseits zu unterhaltung der massen und anderseits als kräftemessen der beiden erzfeinde im kleinen rahmen. übrigens findet diese zeremonie täglich statt, wohl einzigartig auf dieser welt! siehe filme...

 

den letzten abend in pakistan verbringen wir auf dem zollareal mit einigen einheimischen, und es wird ein richtiger lustiger abend. die zeit in pakistan hat uns trotz der vielen polizeipräsenz sehr gut gefallen. vor allem die sehr nette und hilfsbereite bevölkerung, die trotz der schwierigen situation immer sehr fröhlich war, wird uns in guter errinnerung bleiben. hoffentlich wird sich die lage in diesem wunderbaren land bald ändern.

 

nach bald fünf monate auf achse überqueren wir nun die indische grenze mit unserem bus. wir sind stolz auf uns und unser betagtes vehikel diese eindrucksvolle und teilweise anstrengende reise bis an die grenze unbeschadet überstanden zu haben. die skepsis war doch bei vielen leuten gross, aber auch zwischendurch bei uns, ob wir mit so einem alten bus bis nach indien kommen. nun, wir haben es geschafft, juhuuu J!!!!!

 

islamabad, 01.11 – 14.11.09

 

die wartezeit auf das indische visum verbringen wir mit andern wartenden touristen auf dem schönen zeltplatz am rande islamabad’s. wir sind ziemlich überrascht, dass sich so viele reisende in pakistan aufhalten, darunter mehrere radfahrer, die eine ähnliche route befahren haben wie wir. hut ab vor dieser leistung. schon fast selbstverständlich treffen wir, während wir durch den basar schlendern, wieder auf roger, den 62 jährigen radfahrer aus england.

 

wir geniessen die lang ersehnte fahrpause und das wir uns frei in der stadt bewegen dürfen. es gibt zwar einiges am und um den bus zu tun, aber es bleibt genug zeit um die stadt zu erkunden und mit den andern reisenden zu plaudern. wir fühlen uns so richtig pudelwohl und es fällt uns schwer sich damit ab zu finden schon bald am ziel unserer reise angelangt zu sein. es liegen zwar noch ereignisreiche monate in indien vor uns, aber das reisen mit dem bus bereitet so grosse freude, dass wir uns zurzeit nicht vorstellen können anderst zu leben. vielleicht kommen ja doch noch einige neue länder dazu!!

 

gegen schluss unseres islamabad aufenthaltes treffen noch wilm und silvy ein, die wiedersehensfreude ist gross und wir beschliessen gemeinsam nach indien ein zu reisen.

 

multan 30.10, – 01.11.09

 

früh morgens verabschieden wir uns von christian und verlassen wieder mit polizei eskorte die stadt richtung lahore. kurz vor lahore wartet kein polizeiauto beim fliegenden eskortetwechsel, juhu wir dürfen wieder selber entscheiden was wir machen.

 

die autobahn von lahore nach islamabad ist mit abstand die beste strasse, die wir auf unsere reise befahren haben.

 

nach kurzer suche finden wir den gruenen camping am rande islamabad’s, auf dem wir noch einige ueberlandreisende antreffen.

 

ahmadpur east, 29.10 – 30.10.09

 

der dauernde polizeischutz nervt uns langsam, wollen wir doch land und leute auf eigene faust entdecken. deshalb wollen wir heute so viele wie nur mögliche kilometer abspulen, in der hoffnung endlich in den vermeintlichen sicher teil pakistans einzureisen und den lästigen begleitschutz hinter uns zu lassen. die eskorten kommen unserem wunsch zügig zu fahren nach und räumen mit blaulicht und sirene den weg frei, die strassen sind meistens in gutem zustand und wir kommen gut voran. leider sausen wir an vielen sehenswürdigkeiten und interessanten orten vorbei, welches die indusebene zu bieten hätte.

 

am späten abend merken wir, das beim letzten eskortenwechsel vergessen wurde unser tagesziel weiter zuleiten, so sind wir tatsächlich zu weit gefahren. nach beinahe zehn stunden fahrt haben wir keinen bock nochmals eine halbe stunde zurück zu fahren. leicht verärgert teile ich dem ranghöchsten offizier mit, dass wir in seinem dienstgebiet übernachten werden. da das vermutlich mit arbeit verbunden ist, möchte er mir den wunsch verwehren. ich setze aber meinen dickschädel durch und wir werden zu einer kleinen wunderhübschen polizeistation gefahren, in der wir übernachten dürfen.

 

bei tageslicht erblicken wir in der nähe der polizeistation vier verzierte turmspitzen die in den himmel ragen. spontan entscheiden wir uns diese zu besichtigen. der eilig zusammen gestellte begleitschutz führt uns durch den basar zum gewünschten ziel. wir geniessen die morgendliche stimmung auf dem markt mit einer neugierige menschenansammlung im schlepptau. vermutlich haben sich schon lange keine touristen mehr in diese stadt verirrt. die turmspitzen sind bestandteil einer alten moschee, die leider verschlossen ist. viel mehr hat uns aber der gang durch den basar beeindruckt. leider wird uns ein längerer besuch verwehrt und wir fahren zurück zu unserem eigentlichen gestrigen ziel.

 

in uch scharif werden wir von einer spezialeinheit durch die historischen stätte geführt. die bewaffneten „touristenführer“ erklären uns die geschichte dieser grossartigen grabstätte, bezahlen unsere eintrittspreise, halten uns die bettler vom leibe und laden uns sogar zum tee ein.

 

nach diesem wunderschönen abstecher fahren wir immer noch in begleitung weiter richtung norden. der letzte fahrtag hat doch an unseren kräften gezerrt, ausserdem hat christian eine magenverstimmung eingefangen und wir entschliessen uns im 140 kilometer entfernten multan unseren reisetag abzuschliessen. übernachten dürfen wir im polizeihauptquartier von multan, welches wie ein kleines dorf in mitten der grossstadt gebaut ist.

 

grabstaette uch sharif:

 

ahmadpur east:

sibi, 28.10 – 29.10.09

 

der gefährlichste teil pakistans haben wir nun hinter uns und mit einer vorausfahrenden polizeieskorte verlassen wir die hauptstadt baluchistans richtung bolanpass. unglaublich wie gut die pakistanische polizei organisiert ist, die erkortenwechsel richtung sibi finden während der fahrt statt und wir müssen dazu nicht mal anhalten, geschweige warten. da kann sich die iranische polizei eine scheibe oder gar mehrere abschneiden.

 

den bolanpass runter ist eine der schönsten fahrten die wir bis anhin hatten, unterwegs kreuzen uns voll gepackte kamelkaravanen, die landschaft wird durch die vielen reisfelder immer grüner und farbenprächtiger, die ersten palmen säumen den weg und überall wird uns freundlich zugewinkt. zwischendurch gelingt es uns den begleitschutz ab zu hängen und wir nutzen unsere zurück gewonnene freiheit für einen stopp um die aussicht zu geniessen und tee zu trinken. unsere freiheit nimmt jeweils an der nächsten strassenkontrolle ein ende.

 

die einfahrt ins kleine dörfchen sibi ist unbeschreiblich, als ob man durch eine zeitmaschine ins mittelalter zurück katapultiert wird. auf dem holprigen weg sind eselkarren, velorikschas, strassenhändler sowie radfahrer unterwegs, hühner rennen gackernd über die strasse, ziegen und kühe suchen am wegrand nach essbarem, hunde nagen an irgendwelchen knochen und die leute bleiben bei unserem anblick verdutzt stehen.

 

wir müssen auf der polizeiwache unser nachtlager aufschlagen. sogar als wir ins nahe gelegene dorf loslaufen wollen, wird uns ein wachhund aufgebrummt. der pechvogel, der uns ins dorf begleiten muss, wird von seinen kollegen ausgelacht und man sieht im an, wie gerne er diese aufgaben übernimmt . wir dürfen nur die von ihm vorgeschriebenen läden und restaurants besuchen und der kontakt zur bevölkerung wird uns untersagt, was uns ziemlich gegen den strich geht.

 

quetta, 26.10 – 28.10.09

 

die anfangs noch gute strasse nach quetta wird immer schlimmer, bis man nicht mehr von einer strasse sprechen kann. der weg durch das karge baluchistan zieht sich in die länge und wir hoffen, dass wir unser ziel vor dem eindunkeln erreichen. mit dem letzten sonnenlicht erreichen wir quetta, wo wir auf joanne und marc treffen, die wir in der türkei kennengelernt haben sowie auf ein schweizerisches deutsches paar, die auch auf dem weg nach indien sind. nach dieser langen anstrengenden fahrt gönnen wir uns ein kaltes pakistanisches bier und verbringen mit den andern overlandern den abend.

 

am nächsten morgen erkunden wir mit dem motorradfahrer christian quetta und streifen durch die quirligen gassen. vieles errinnert uns an indien nur die farbenpracht des hinduismus fehlt. am strassenrand sind früchte und gemüse zu kunstvollen pyramiden aufgestapelt und werden feilgeboten, auf kleinen handkarren wird tee gekocht und leckereien frittiert. überall werden unsere hände geschüttelt, immer die gleichen fragen beantwortet und sobald wir irgendwo länger stehen bleiben bildet sich ein ring neugieriger menschen um uns. 


dalbandian, 24.10 – 26.10.09

 

für die 88 kilometer an die grenze benötigen wir trotz guter strassen mehrere stunden, da es die miserabel organisierte iranische polizei nicht hinkriegt jeweils nach der rayongrenze eine ablösung unserer eskorte bereit zu stellen. wir verbringen viel mehr zeit mit warten als mit fahren und der letzte von diesen pausenclown’s stinkt bis zum himmel. bevor dieser stinkmuffel in unseren wagen steigen darf, entfernen wir noch unseren sitzbezug. wir fragen uns immer wieder, wie zum teufel uns diese clowns beschützen sollen, seit zahedan sind sie weder bewaffnet noch haben sie ein funkgerät dabei. dadurch macht sich die iranische polizei noch lächerlicher.

 

die zollabfertigung auf iranischer seite verläuft glücklicherweise sehr zügig, leider hat die pakistanische seite bereits geschlossen und wir richten uns schon auf eine nacht im niemandsland ein. doch plötzlich winkt uns ein pakistanischer beamter zu sich, sie machen liebenswürdigerweise für uns nochmals den zoll auf. einige der beamten waren schon zu hause und deshalb dauert es seine zeit bis alle papiere abgestempelt sind, aber wir sind uns das warten mittlerweile gewohnt.

 

wir feiern heute sechs monate eheleben und zur feier des tages öffnen wir den edlen tropfen, den wir bereits vier monate in unserem bus mittransportieren. wir können uns zwar einen romantischeren ort, als den zollhof für so ein jubiläum vorstellen, aber mit roger und chrisitan wird’s ein lustiger abend und der wein schmeckt nach einem monat ohne alkohol noch viel besser,

 

roger verabschiedet sich am nächsten morgen von uns, ihm ist der ganze eskortierei zu mühsam und nimmt den bus bis nach quetta. wir bekommen einen bewaffneten, frischgeduschten soldaten ins fahrzeug gesetzt und machen uns auf die gefährlichste etappe unserer reise. nahe der afganischen grenze entlang fahren wir richtung osten. rechts und links ist nur wüste zu sehen, ab und zu mal ein herumstreunendes kamel oder eine tote kuh. der eskortenwechsel läuft reibugslos, an jedem kontrollposten wartet schon der nächste soldat und wir bekommen jeweils tee serviert. lustigerweise werden die soldaten immer älter und auch ihre kalaschnikovs sind wohl älter als unser bus. die strassen durch baluchistan sind wiedererwartend in gutem zustand, zwischendurch haben zwar einige sanddünen die strasse in besitz genommen, aber wir kommen trotzdem unserem etappenziel dalbandin schnell näher. hier wartet schon die nächste überaschung auf uns, wir dürfen/müssen heute im gefängnis  übernachten. glücklicherweise in keiner zelle. von unserem bus haben wir wunderbare sicht in die zellen und die gegenseitige neugier ist gross. als wir uns ins dorf aufmachen um einiges einzukaufen begleitet uns ein alter bewaffneter gefängniswärter, dem wir sogar in unseren bus helfen müssen. an jedem stopp bildet sich sofort eine grosse menschentraube um unseren bus und irgendwie sind wir froh wieder im gefängnis zu sein. wir müssen uns erst an solche situationen langsam herantasten.